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Geflügelter Schutz

Kulturelles Erbe

Was sagen die unterschiedlichen Epochen, diversen Religionen oder Weltbilder zum Begriff „Engel“?

„Mittler zwischen den Welten“ könnte als gemeinsamer kleiner Nenner verstanden werden. Das Metaphysische, Unsichtbare, Energetische wird durch die konkrete Gestalt und Darstellung von geflügelten Wesen verbunden mit dem Materiellen, Sichtbaren, Begreifbaren. Im Christentum, Islam, Judentum und bei den Bahai kommen Engel vor.

Katholischer Kontext

Jedes Jahr am 2. Oktober feiert die katholische Kirche das Schutzengelfest. Im liturgischen Kalender bildet das Schutzengelfest eine besondere Ausnahme: Neben dem Erzengelfest handelt es sich bei dem Schutzengelfest um das einzige Fest, das nicht mit einem Heiligen, der Gottesmutter Maria oder Jesus Christus in Verbindung steht.

Ursprünglich wurden die Schutzengel im Gottesdienst verehrt und das Schutzengelfest fand lange Zeit am Tag des Erzengels Michael, dem 29. September, statt. Anfang des 20. Jahrhunderts bekamen die Schutzengel durch Papst Pius X. schließlich einen eigenen Gedenktag: den 2. Oktober. Das Schutzengelfest soll die wichtige Botschaft hervorheben, die die Schutzengel den Gläubigen übermitteln: Gott ist da und er legt seine schützende Hand über die Menschen, er tut es durch seine Engel.

Funktion, die Schutzengel innehaben; sie sollen Gläubige bewahren und behüten, sie vor Gefahren schützen und auf ihrem Lebensweg begleiten.

https://www.erzbistum-koeln.de/presse_und_medien/magazin/Schutzengelfest-Beschuetzer-im-Alltag/
https://www.anthroposophie-lebensnah.de/lebensthemen/engel/wege-zum-engel/

Anthroposophie

Rudolf Steiner beschreibt Engel nicht nur in ihrer Rolle als Boten, sondern auch in ihrer Eigenschaft als Wächter. Sie umfassen die aufeinanderfolgenden menschlichen Erdenleben mit ihrem Bewusstsein und verfolgen wach jeden Schritt unserer Entwicklung. Wer sich nun bemüht, in Wachheit die persönliche Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen, schafft sich eine Eigenschaft, die der der Engel verwandt ist und die damit auch zur Wahrnehmung von Engeln führt. Er wird auf die verborgenen, stillen Seiten des Lebens aufmerksam und findet viele Gründe für Dankbarkeit und Vertrauen. Dadurch erwacht die innere Ruhe, die nötig ist, um einer Begegnung mit Engeln gewachsen zu sein.

Protestantismus

Eine verbindliche Engelkunde oder gar festgelegte Engelhierarchie, wie sie im Katholizismus und in New Age Stömungen formuliert werden gibt es im Protestantismus nicht. Jedenfalls seit der Reformation. Die Reformatoren haben Jesus Christus in das Zentrum der Theologie gerückt. Das „solus christus“ der Reformation heißt „allein Christus“ als zentralen Orientierungspunkt. Von ihm aus entwickelt sich die damals noch junge evangelische Theologie. Engel ordneten die Reformatoren eher der privaten Frömmigkeit zu.

Engel sind aus der Sicht der Reformation Diener Christi, treten uneigennützig auf und sind an die Verkündigung des Wortes Gottes gebunden. Sie künden Heil an und drohen auch mit Unheil. Als Theologen im 19. Jahrhundert auf die Auswirkungen der Aufklärung reagierten, verbannten sie die Engel fast vollständig aus der Theologie.

Dietrich Bonhoeffer schreibt an seine Verlobte aus dem Gefängnis: „Wenn es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: „zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken“ so ist diese Bewahrung am Abend und am Morgen durch gute unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsenen heute nicht weniger brauchen als die Kinder“ (Dietrich Bonhoeffer, Maria von Wedemeyer, Brautbriefe Zelle 92, S. 208). Kurze Zeit später dichtet er das Lied „Von guten Mächten“. Bonhoeffer meidet das Wort „Engel“, nüchtern und klar unterstreicht er, was gemeint ist: Gott ist da. Heute denkt die Theologie bei Engeln an Energien, Kraftfelder und leibhafte Engel, die aber immer von Gott her mit seiner Autorität und einem Auftrag ausgestattet sind. Aber es wird keine verbindliche Lehre formuliert.

Islam

MuslimInnen glauben an Engel, kennen konkrete Namen, bestimmte Aufträge der unterschiedlichen Engel.

Judentum

Jüdinnen und Juden glauben wie Gläubige im Christentum und Islam an Engel. Sie sind für sie unsterbliche Wesen, die Gottes Botschaft weitergeben und dafür sorgen, dass die Menschen seinen Willen befolgen. Auf Hebräisch heißt Engel Mal’ach. Das bedeutet Bote.

Bahai

Selterner als in anderen Glaubensrichtungen, aber dennoch kommen Engel bei den Bahai vor. Wie ein Engel aussieht, ist in den Heiligen Schriften der Bahai nirgendwo beschrieben. Menschen mit ganz besonderen göttlichen Eigenschaften können nach dem Glauben der Bahai Engel auf Erden sein.

Griechische Mythologie

Engel bedeutet in altgriechisch „ ángelos “ Abgesandter, Bote. Es gibt sie auch schon in der griechsichen Mythologie. Bereits im Alten Ägypten sowie in Mesopotamien finden sich die Vorstellung von Geschöpfen, die als Mittler zwischen den Göttern und den Menschen fungieren und zumeist Schutz- und Wächterfunktion besitzen.

Sagen, Märchen, Mythen

Die Liste der Geschichten, in denen Engel wirken ist lang. Welche kennst Du? In Heldengeschichten, die dem archetypischen Zyklus der Veränderung zugrunde liegt, taucht mit dem Beginn der Reise ins Unbekannte eine Gestalt auf, die in der Sprache der Heldenreise (nach Joseph Campbell) „spiritueller Begleiter“ genannt wird. Oft wird er auch ( nach Christopher Vogler) der (innere) Mentor genannt.

Dieser spirituelle Begleiter steht der HeldIn bei als innere oder äußerer RatgeberIn, als ErmutigerIn oder mit Hinweisen aus dem Bereich des Unbewussten. Ein Engel kann insofern als die Stimme des Unterbewusstseins verstanden werden. Durch waches Lauschen auf die Intuition treten wir in Kontakt zu dieser inneren Instanz.

Ikonografie, Bildersprache

Im Flug durch die Kunstgeschichte finden sich seit jahrtausenden Darstellungen von geflügelten Wesen, Menschengleich, oder auch Mischwesen zwischen Tier und Mensch. Schutzwesen, Torwächter als von oben, vom Himmel begabte Wesen, sollen sie die Menschen hüten.

In der Mythologie ist Eros (später bekannt als das römische Äquivalent, Amor) der Sohn der Aphrodite und der Gott der Liebe. In der klassischen griechischen Epoche der Antike wird Eros als Jugendlicher mit markanten Flügeln dargestellt.

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