Die „Elohim“ sind sozusagen der Hofstaat Gottes, die Erzengel tragen traditionell männliche Vornamen. Weibliche Engelnamen sind in der biblischen Überlieferung unbekannt, bzw. absichtsvoll nicht benannt. Anders dann bei modernen New Age Anhängern.
Engelkarten, Engelorakel und ähnliches sind häufig durchgängig weiblich dargestellt. Warum wollen wir Menschen den Engeln überhaupt ein Geschlecht „andichten“? Das Unsichtbare wollen wir be-greifbar machen, sichtbar werden lassen, um unsere Steuerung durch die Sinnesorgane anzusprechen. Unsere eigene Körperlichkeit/ Leiblichkeit übertragen wir auf die für das Auge unsichtbaren Kräfte.
«Engel müssen nicht zwingend Männer sein, weibliche bieten mehr Schutz, wie eine Mutter», so die Überzeugung der Künstlerin Niki de Saint Phalle, die eine rießige „Nana“ als Schutzengel für den Züricher Hauptbahnhof gestaltet hat. Denn „Alle Menschen wollen geschützt sein.“
Wenn wir uns den Schutzengel am Start genauer betrachten, sehen wir trainierte männliche Muskeln, ein fast androgynes Gesicht, lange Haare, eine an sich feine Gestalt. Die Farbe Pink symbolisiert kraftvolle Weiblichkeit. Ein eindeutig männlicher Körper in Pink, in einer Farbe, die für die Summe aller femininen Qualitäten steht. Was für eine humorvolle Darstellung. Diese Kombination von Form und Farbe ist nicht misszuverstehen als Plädoyer für non-binäre Bestrebungen, sondern eher als Verweis auf eine königliche Männlichkeit, die Entschlossenheit, Tatkraft, Hilfsbereitschaft und schützende Fürsorge als natürliche Aspekte beinhaltet, ebenso wie feminine Qualitäten. Das „neue normal“ sozusagen.
Der Schutzengel am Start will nicht nur Deko-Objekt sein, sondern ein sichtbarer Mittler von unserem materialistisch geprägten Alltag hin zu Kräften, die uns führen und begleiten. Er will uns erinnern daran, dass wir nie alleine sind. Er ist die sportlich-verkörperte Einladung sich immer wieder behütet und gehalten zu wissen.
Allmählich darf Außen und Innen sich damit annähern, gar verschmelzen. Menschen, Situationen und Lebenserfahrungen dürfen zum Spiegel unseres Innenlebens werden, zum Hinweisgeber auf die Themen, die im Inneren noch ungelöst sind.
Wenn wir den Begriff Engel verstehen als einen Ausdruck für innere Anteile, die z.B. aus hypnosystemischer Sicht wertvolle, innere Kraftquellen darstellen (Gunther Schmidt), dann scheint es unerlässlich, sich diese innenwohnenden Kräfte zu erschließen.
Ein Geschlecht für die innere Weisheit, für das Unbewusste festlegen zu wollen, ist ein sinnfreies Unterfangen. Einen Zugang zu finden, und die Verbindung zur inneren Weisheit zu pflegen ist dagegen zutiefst sinn-voll, weil SINN-gebend.